Herausragende Forschung von der Astronomischen Gesellschaft preisgekrönt

Die Astronomische Gesellschaft (AG), die deutsche Fachgesellschaft für Astronomie und Astrophysik, gibt die Preisträgerinnen und Preisträger für 2023 bekannt: Thomas Henning wird mit der Schwarzschild-Medaille geehrt, Frank Eisenhauer erhält den Preis für Instrumenten-Entwicklung, der Ludwig-Biermann-Preis geht an Dominika Wylezalek, Annika Rudolph erhält den Promotionspreis, Maximilian Alt den Sonderpreis Jugend-forscht und Felicitas Mokler den Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik.  

Professor Thomas Henning, Direktor am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) Heidelberg erhält die höchste Auszeichnung der Astronomischen Gesellschaft, die Karl-Schwarzschild-Medaille, für seine herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Stern- und Planetenentstehung. Sein breit aufgestelltes Forschungsprofil spiegelt sich in theoretischen Arbeiten, Laborexperimenten, Beobachtungen und zahlreichen Kollaborationen. Untersuchungen zur Staubentwicklung im interstellaren Medium und planetenbildenden Scheiben kombinierte er in einzigartiger Weise mit Laborexperimenten. Mit seinem Team baute er zudem Instrumente für erdgebundene Teleskope und Infrarotinstrumente für den Weltraum, so auch für das JWST. Zu seinen Erfolgen zählen beeindruckende Beobachtungen von protoplanetaren Scheiben und deren Strukturen bis hin zur Entdeckung junger Planeten in Stern-Scheibe-Systemen. Außerdem leistete er wichtige Beiträge zum Verständnis der präbiotischen Chemie. Thomas Henning promovierte in Jena, wo er später eine Labor-Astrophysikgruppe aufbaute und Direktor des Astrophysikalischen Institutes und der Universitäts-Sternwarte war. Seit 2001 leitet er die Abteilung für Planeten- und Sternentstehung am MPIA, ist Honorarprofessor an der Universität Heidelberg und Professor für Astrophysik an der Universität Jena. 

Professor Frank Eisenhauer, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE), wird mit dem Preis für Instrumentenentwicklung 2023 für seine herausragenden Beiträge zur Entwicklung von innovativen komplexen Infrarotinstrumenten für bodengebundene Großteleskope geehrt. Neben seiner experimentellen Arbeit hat er mit diesen Instrumenten grundlegende astrophysikalische Forschung betrieben. Seine technischen Innovationen erlaubten hochpräzise Messungen, die zu zahlreichen Publikationen und zum Nobelpreis für Physik im Jahr 2020 führten. Bereits während seiner Diplom- und Doktorarbeitszeit in München beschäftigte er sich mit der Entwicklung von Instrumenten für astronomische Teleskope. Er entwickelte und leitete mit SINFONI und GRAVITY erfolgreich zwei bahnbrechende internationale Experimente und wurde für seine Forschungs- und Instrumentierungsprojekte bereits mehrfach ausgezeichnet. 

Mit dem Ludwig-Biermann-Preis ehrt die AG Dr. Dominika Wylezalek, Leiterin einer DFG Emmy Noether Nachwuchsgruppe am Zentrum für Astronomie / Astronomisches Rechen-Institut der Universität Heidelberg, für ihre Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Entwicklung von Galaxien und massereichen Schwarzen Löchern. Mit eigens entwickelten Methoden und spektroskopischen Beobachtungen untersucht sie, wie aktive galaktische Kerne mit supermassereichen Schwarzen Löchern die Entwicklung ihrer Heimatgalaxien und ihrer galaktischen Umgebung beeinflussen. Dominika Wylezalek promovierte im Jahr 2014 an der LMU München / ESO Garching. Anschließend wechselte sie an die Johns Hopkins University in Baltimore, USA. Im Jahr 2017 kehrte sie als ESO-Fellow nach München zurück, bevor sie 2020 mit dem Aufbau ihrer Forschungsgruppe in Heidelberg begann. 

Für ihre Arbeit zu hochenergetischen astrophysikalischen Phänomenen wie Gammastrahlenausbrüchen mittels numerischer Modellierung, deren Multi-Messenger Vorhersagen anhand von Beobachtungen getestet werden können, verleiht die AG den Promotionspreis an Dr. Annika Rudolph, jetzt Postdoc am Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen. Ihre Doktorarbeit mit dem Titel "Emission of Multiple Messengers from Gamma-Ray Bursts" wurde an der Humboldt-Universität zu Berlin und am DESY Zeuthen durchgeführt und im Jahr 2022 mit der Gesamtnote summa cum laude verteidigt. Die Dissertation untersucht, ob Gammastrahlenausbrüche Quellen der ultrahochenergetischen kosmischen Strahlung sein könnten. Die von Annika Rudolph entwickelten Werkzeuge ermöglichen Vorhersagen über einen sehr weiten Spektralbereich und auch für Neutrinos.

Maximilian Alt vom Johannes-Gymnasium in Lahnstein erhält einen Sonderpreis der AG für die beste Arbeit auf dem Gebiet der Astronomie im Bundeswettbewerb Jugend forscht. In seinem Forschungsprojekt beschäftigte er sich mit der Expansion des Universums und ermittelte den Wert der Hubble-Konstanten anhand von Beobachtungen gewaltiger Sternexplosionen, den Supernovae vom Typ 1a. Dazu wertete der Jungforscher die Daten diverser Großteleskope aus und nahm auch eigene Spektren in einer Sternwarte in der Eifel auf. Auf diese Weise erhielt er einen erstaunlich genauen Wert für die Hubble-Konstante.

Darüber hinaus verleiht das Max-Planck-Institut für Astronomie Heidelberg (MPIA) auf der AG-Tagung den Hanno und Ruth Roelin-Preis für Wissenschaftspublizistik. In diesem Jahr geht die Auszeichnung an Dr. Felicitas Moklervom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn. Als freie Journalistin ist sie bei dem von ihr gegründeten Magazin „Die Weltraumreporter“ sowie für Medien wie Spektrum der Wissenschaft, die Neue Zürcher Zeitung und die FAZ tätig und schrieb die bemerkenswerten Bücher „Astronomie und Universum“, „Die Evolution des Universums“ und zusammen mit Robert Schwarz “Unter den Polarlichtern der Antarktis”.

Die Preisverleihungen finden während der Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft in Berlin vom 11. bis 15. September 2023 statt.  

Weitere Informationen zu den Preisen der AG: https://www.astronomische-gesellschaft.de/de/aktivitaeten/preise 

Pressekontakt:
Dr. Janine Fohlmeister (
Pressereferentin der Astronomischen Gesellschaft)

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